Bericht über die Tätigkeit des Historischen Vereins zu Frankfurt (Oder) e. V. für das 2. Halbjahr 2022
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe
Vereinsmitglieder,
auf unser heutigen Jahreshauptversammlung möchte ich im Namen des Vorstandes
über die Vereinsarbeit ab dem 31. Mai 2022 bis heute berichten – über das
kürzeste Geschäftsjahr unserer Vereinsgeschichte, der Coronaepidemie geschuldet.
Unser Verein hat seit dem 31. Mai vorigen Jahres, als Herr Manfred Hunger aus
Lebus Mitglied unseres Vereins wurde, konstant 30 Mitglieder. Davon sind 24
Mitglieder aus Frankfurt, drei Mitglieder aus der näheren Umgebung, sowie drei
aus einem weit entfernten Ort. Durch die überwiegende Nähe ist es möglich, dass
oft mehr als die Hälfte der Mitglieder regelmäßig unsere Veranstaltungen
besuchen und so ein reger Kontakt zwischen den Mitgliedern unseres Vereins
besteht.
Beginnen wir mit den Monatssitzungen. Zur Hauptversammlung am 31. Mai 2022 in
der Gedenkstätte des Museums hatte der Vorstand durch persönliche Einladung per
Mail/ Brief geladen. 16 Mitglieder sowie sechs Gäste nahmen daran teil. Nach den
beiden Vorträgen des Vorsitzenden zur Frankfurter Postgeschichte (veröff.
Mitteil. Heft 2/2021, S. 6ff, S. 21ff) traten die Mitglieder in die eigentliche,
nichtöffentliche Hauptversammlung ein und nahmen Herrn Manfred Hunger,
ehrenamtlicher Ortschronist von Lebus, einstimmig als neues Mitglied auf. Damit
nahmen an der fortgesetzten Hauptversammlung 17 Mitglieder teil. Anschließend
erstattete der Vorstand den durch Corona lange verzögerten Geschäftsbericht. Zum
vorgetragenen Bericht, der mit einer Enthaltung von den anwesenden Mitgliedern
angenommen wurde, gab es keine Diskussion oder Ergänzung (veröff. Mitteil. Heft
2/2021, S. 2ff). Nach dem von der Schatzmeisterin vorgetragenen, von den beiden
Kassenprüfern geprüften Kassenbericht – mit drei Enthaltungen angenommen
-erfolgte die Entlastung des alten Vorstandes. Anschließend wurde der neue
Vorstand gewählt. Die Versammlung wählte den alten Vorstand für weitere vier
Jahre neu. Der neue Vorstand, bestehend aus Herrn Dipl.-Archivar OA Ralf-Rüdiger
Targiel als Vorsitzender, Herr Dr. phil. Martin Schieck als Stellvertretender
Vorsitzender, Frau Dr. phil. Vera Kliemann als Schatzmeisterin, Herrn
Dipl.-Restaurator (FH) Bernhard Klemm als Schriftführer und Herrn Techniker
Horst Voigt als Bibliothekar, dankte für das fortbestehende Vertrauen der
Mitglieder. Nach dem einstimmigen Beschluss zum Mitgliedsbeitrag in der
bisherigen Höhe (25,00 € / ermäßigt 12,50 €) diskutierten die Mitglieder die
Behandlung von säumigen Beitragszahlern. Bei einer Enthaltung wurde beschlossen,
Mitglieder mit fünf ausstehenden Jahresbeiträgen auf einer Sitzung mit
Zweidrittelmehrheit der anwesenden Mitglieder wegen Verstoß gegen die Satzung [§
6 (1)] auszuschließen. Der nächste, ebenfalls mit einer Enthaltung getroffene
Beschluss betraf die Übergabe der Akten des Vereins an das Stadtarchiv. Da der
Verein über keinen eigenen Raum verfügt und durch den in den Ruhestand
gegangenen Vorsitzenden dessen Arbeitszimmer im Stadtarchiv weggefallen war, hat
der Verein keine Möglichkeit, die Vereinsregistratur unterzubringen. Ein dazu
vom Vorsitzenden mit dem neuen Leiter des Stadtarchivs, Herrn Dr. Becker
geführtes Gespräch am 21.September 2020 erbrachte, dass das Stadtarchiv
interessiert ist, ebenso wie die Akten unseres Vorgängervereins auch unsere
Akten zu übernehmen. Die Versammlung autorisierte den Vorstand, mit der
Archivleitung, unter Beachtung bestimmter Kriterien, eine Übergabevereinbarung
abzuschließen. Diese Vereinbarung konnte jedoch im laufenden Vereinsjahr nicht
abgeschlossen werden, sie wird jetzt für das kommende Vereinsjahr geplant. Zum
Abschluss der Sitzung beschlossen die Mitglieder einstimmig den neuen
Arbeitsplan.
Am 28. Juni fand die nächste öffentliche Versammlung statt. Sie wurde, ebenso
wie alle weiteren Veranstaltungen bis Oktober in der Gedenkstätte des Museums,
Collegienstr. 10, durchgeführt. In der Junisitzung, an der 16 Personen (dar. 12
Mitglieder) teilnahmen, sprachen zwei Vereinsmitglieder. Herr Horst Voigt
stellte in seinem reich bebilderten Vortrag die heute noch bekannte Frankfurter
Familie Petersen vor. (veröff. Mitteil. 2/2022, S. 2ff). Dabei wurden erstmals
Porträts der Gründer des Frankfurter Zweiges der Familie Petersen – des
Apothekers Friedrich Petersen und seiner Ehefrau Marie Petersen gezeigt.
Anschließend sprach Herr Ralf Springsguth, der privat eine Medaille des Vereins
N.H.U.F. (Niemand hungere und friere) erwerben konnte, über Albert Kierstein.
Dieser verband als Vorsitzender des am 1.Oktober 1858 gegründeten Vereins
N.H.U.F. Spaß mit Wohltätigkeit. Kaufmann Kierstein, Inhaber einer Papier- und
Schreibwarenhandlung und einer Agentur- und Wechselhandlung stand bis zu seinem
Tod 1888 an der Spitze des Vereins (Vortrag noch ungedruckt).
Nach der Sommerpause fand die nächste Vereinssitzung am 27.September statt. Vor
über 30 Teilnehmern (dar. 13 Mitglieder) verlas Herr Wolfgang Buwert, der sich
schon seit Jahrzehnten mit dem Thema der Frankfurter Festung 1945 beschäftigt,
etwa 15 Seiten seines umfangreichen Manuskriptes zur Geschichte der Festung
Frankfurt (Oder). Darin waren zahlreiche neue Quellen eingeflossen, insbesondere
auch neu ermittelte Zeitzeugen. Einige sowjetische Filmsequenzen
vervollständigten seinen Vortrag. Sein Beitrag „Einige Aspekte zur Geschichte
der Festung Frankfurt (Oder) 1945“ ist veröffentlicht im Mitteilungsheft 1/2022.
Zur Sitzung am 25.Oktober kamen 18 Interessierte (dar. 9 Mitglieder) in die
Gedenkstätte. Auf dem Programm standen zwei Vorträge. Den Hauptbeitrag hielt
Vereinsmitglied Roland Semik. Er sprach über die Militärgeschichte von Slubice
1945 bis 1990. Sein Vortrag zog den Bogen vom ersten Kriegskommandanten Jozef
Krupa ab 10. August 1945 bis zur heutigen Nutzung der ehemaligen Kasernen der
polnischen Armee (veröff. Mitteil. 2/2022, S. 35ff.). Vereinsmitglied Ralf
Springsguth beschloss den Abend mit der Beschreibung der Ziegelei von Johann
Friedrich Dammann. Seine Ziegelei befand sich an der Beeskower Straße (Beeskower
Str. 11-13, später dort „Teutonia“, dann VEB Kraftfahrzeug-Instandsetzung)
(Vortrag noch ungedruckt).
Für die Novemberveranstaltung entschloss sich der Vorstand wegen der
ansteigenden Coronazahlen statt dem geplanten Vortrag vom Stadtarchäologen
Christian Matthes einen Rundgang durch die freigelegten Keller in der
Carl-Philipp-Emanuel Bach-Straße (ehem. Junkerstraße) zum Abschluss der
diesjährigen archäologischen Untersuchungen durchzuführen. Herr Matthes erklärte
sich bereit, seinen Vortrag im nächsten Jahr zu halten. Die Führung am 22.
November übernahm Frau Dr. Marita Genesis, Grabungsleiterin vor Ort seit 2017.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Institutes für Kunstgeschichte und
Archäologie der Universität Halle-Wittenberg führte die 10 anwesenden
Vereinsmitglieder gleichsam als Gang durch die gesamte Stadtgeschichte durch die
noch offenen, wie auch schon überbauten Keller auf der Nordseite der Straße. Die
Grundstücke Nr. 13 bis 16 sind heute noch dadurch bekannt, da hier zuletzt die
große Baracke der Stadtküche stand. Ein von unserem Verein gegebener Hinweis,
dass das Haus Junkerstr. 16 ursprünglich aus zwei Häusern bestand und durch Dr.
Andreas Satorius, der 1589 im Besitz beider Häuser gekommen war, zu einem Haus
zusammengebracht wurden, konnte die Archäologin anhand archäologischer Befunde
bestätigen. Frau Dr. Genesis bot an, die Mitglieder unseres Vereins im Frühjahr/
Sommer erneut durch die Grabungsstätte zu führen.
Traditionell fand die letzte Versammlung als nichtöffentliche Sitzung im
Hauptgebäude des Museums statt. Die vom Stellv. Vereinsvorsitzenden Herrn Dr.
Martin Schieck vorbereitete Zusammenkunft am 7. Dezember ermöglichte den
Mitgliedern einen Blick in die neue Ausstellung („Glänzendes zur Weihnachtszeit
– Messinggerät für den Teegenuß“) versammelten wir uns in „Uromas Küche“, wo wir
bei Punsch und Pfefferkuchen (sowie selbstgebackenen Kuchen des
Museums-Fördervereins) und angeregter Diskussion das Jahr 2022 beschlossen.
Soweit zum Verlauf der monatlichen Veranstaltungen im Jahr 2022. Ich möchte
allen Referenten im Namen des Vorstandes herzlich für ihre Beiträge danken.
Gleichzeitig möchte ich dem Museum für die zur Verfügung gestellten Räume und
Ressourcen danken. Für die jeweilige Vorbereitung der Sitzungen in der
Gedenkstätte wird unserem Vereinsmitglied und Museumsmitarbeiter Herrn Dr.
Karl-Konrad Tschäpe herzlich gedankt.
Die Monatssitzungen wurden vom Vorstand vorbereitet. Da zumeist die Absprachen
per Mail und telefonisch erfolgten, konnten die Vorstandssitzungen auf zwei
Sitzungen in der Gedenkstätte reduziert werden.
Für ihre bei der Sitzungsvorbereitung wie auch in Erledigung der von ihnen
übernommenen Vorstandsaufgaben danke ich herzlich den Mitgliedern des
Vorstandes, Frau Dr. Kliemann (Vereinsfinanzen), Herr Dr. Schieck
(Stellvertretender Vorsitz), Herrn Voigt (Bibliothek, besonders zur Verwaltung,
Verteilung und Versendung unserer Vereinsmitteilungen) sowie Herrn Klemm
(Schriftführung).
Wie in den vergangenen Jahren möchte ich auch denjenigen danken, welche durch
eine Spende unsere Vereinsmittel bereicherten. Insgesamt erhielten wir 2022
insgesamt 76,00 € an Spenden. Weiteres zu den Finanzmitteln unseres Vereins, der
auch im Jahr 2022 mit einem kleinen Überschuss von 256,75 € abgeschlossen werden
konnte, ist dem von unserer Schatzmeisterin Frau Dr. Kliemann vorgetragenen
Kassenbericht zu entnehmen.
Für ihre Tätigkeit bei der ehrenamtlichen Fertigung unserer Mitteilungshefte
dankt der Vorstand der aus den Herren Eckhard Reiß und Wolfgang Buwert
bestehenden Redaktion. Im abgelaufenen Vereinsjahr konnten wir statt zwei sogar
drei Mitteilungshefte herausbringen. Auf Vorschlag der Redaktion wurde das erste
Heft rückwirkend als Heft 2/2021 in der Zählung bezeichnet, womit wir weiter,
wie seit Gründung unseres Vereins, zwei Hefte jährlich herausgegeben haben.
Jetzt ist der Vorrat von vorliegenden Manuskripten aufgebraucht. Der Vorstand
und die Redaktion rufen die Mitglieder auf, gehaltene Vorträge zum Druck
einzureichen. Leider wird sich der Druck künftiger Mitteilungshefte bei „Kopier-Fritze“,
Gartenstraße, etwas verteuern (je Seite 0,035 €). Erwähnt werden soll, dass die
Firma seit langem die Rechnungssumme für eine darin enthaltene Eigenwerbung
reduziert und schnell und zuverlässig den Druckauftrag erledigt. Trotz Anhebung
der Kosten ist die Fertigung unserer Mitteilungshefte weiterhin durch die Firma
„Kopier-Fritze“ vorgesehen.
Problematisch gestaltete sich im Berichtsjahr unsere Internetseite. Aus
Kostengründen mussten wir den Anbieter wechseln. Unser Internetbeauftragter Herr
Dr. Eichler bereitete seitdem die neue Seite beim Provider Strato vor. Seit dem
24. Januar 2023 ist die Internetpräsentation unseres Vereins unter der Adresse
www.hvffo.de wieder im Netz. Wegen der Systemumstellung wird Herr Dr. Eichler in
der nächsten Zeit noch einiges anpassen. Der Vorstand dankt Herrn Dr. Eichler
herzlich für seine umfangreichen Bemühungen zur Bewältigung dieses Wechsels. In
einem auf eigene Rechnung durchgeführten einmonatlichen Test-Account hat er die
wichtigsten Funktionen unseres künftigen Internetauftrittes getestet. Die auf
unseren Verein vom Provider zukommenden Kosten belaufen sich auf 1,00 € pro
Monat im ersten Jahr, dann monatlich 10 € in den folgenden Jahren. Die
Internetseite ist umso wichtiger, da die Märkische Oderzeitung die vom Verein
herausgegeben Presseinformationen nur noch sehr spät, meist am Vortag und zudem
sehr verkürzt veröffentlicht. Um dies auszugleichen, erhielten die Mitglieder
vom Vorsitzenden im abgelaufenen Vereinsjahr die Einladungen zu den
Monatssitzungen per Mail/ Telefon und Brief.
Im Tätigkeitsbericht möchte ich auch kurz über den Fortschritt der
Stolperstein-Aktion in Frankfurt (Oder) berichten. Frau Dr. Kliemann führt als
Schatzmeisterin unseres Vereins die Einnahme- und Ausgaberechnung der
Stolperstein-Aktion. Organisiert wird die Frankfurter Aktion vom Vereinsmitglied
Herrn Carsten Roman Höft. Mit den Stolpersteinen wollen wir gemeinsam an die
Opfer der NS-Zeit erinnern. 2022 wurden acht entwendete Stolpersteine vom
Bildhauer Gunter Demnig in Frankfurt (Oder) sowie zwei neue Steine (Kopfstein
für das jüdische Krankenhaus hinter der Frankfurter Lenné Passage sowie für
Helmuth Johannes Flohr in Slubice verlegt.
Zum Ende des Tätigkeitsberichtes möchte ich wieder darauf verweisen, dass
Mitglieder unseres Historischen Vereins, wie Frau Koppe, Frau Dr. Kliemann, Herr
Buwert, Herr Hofmann, Herr Klemm, Herr Meyer, Herr Reiß, Herr Schneider, Herr
Semik, Herr Dr. Schieck, Herr Springsguth, Herr Targiel, Herr Dr. Tschäpe und
Herr Voigt, sich auch über den Verein hinaus stadtgeschichtlich betätigen.
Frau Dr. Kliemann und Frau Koppe sind ehrenamtlich im Museum Viadrina tätig.
Herrn Buwert referierte über „Frankfurter vor sowjetischen Militärtribunalen“ in
der Dokumentationsstelle der Sächsischen Gedenkstätte in Dresden. Das
erfolgreiche Wirken von Herrn Hofmann um das Eisenbahnerdenkmal auf dem
Kiliansberg führte zur Aufstellung einer mehrsprachigen Informationstafel. Im
Rahmen eines deutsch-polnischen Projektes des Museums Viadrina mit dem Museum
des Schlesisch-Lausitzschen Grenzgebietes Sorau hielt Herr Dr. Schieck zwei
Vorträge über Studenten aus Sorau an der alten Viadrina (in Sorau und
Frankfurt). Weiterhin führte er eine Gruppe von Sorauern an historische Orte der
Frankfurter Innenstadt. In der „Märkischen Oderzeitung“ sind weitere
Geschichtsbeiträge von Herrn Targiel veröffentlicht worden.
Mit großer Freude konnten wir 2022 zur Kenntnis nehmen, dass das Bemühen unserer
Mitglieder auch außerhalb unseres Vereins anerkannt wird. Herzliche Gratulation
deshalb noch einmal an das Vorstandsmitglied Bernhard Klemm zur Verleihung des
Brandenburgischen Denkmalpreises am 8.September 2022 und Herrn Roland Semik für
seine Auszeichnung durch den polnischen Kulturminister Prof. Glinski, die ihm am
5. September in Gorzow überreicht wurde.
Damit schließe ich den Tätigkeitsbericht. Im Namen des gesamten Vorstandes
wünsche ich uns für 2023 ein erfolgreiches und interessantes Vereinsjahr. Ich
verbinde dies mit der Hoffnung, dass wir in diesem Jahr keine neuen
Einschränkungen durch Corona erfahren müssen.
OA Ralf-Rüdiger Targiel
Vorsitzender des Historischen
Vereins zu Frankfurt (Oder) e. V.