1. Exkursion (23.05.1992): Sauen bei
Beeskow, Professor August Bier.
Bild 1.1. Professor August Bier.
Das Gutshaus Sauen mit seinem früheren Besitzer Professor August
Bier medizinhistorisch herauszustellen, war schon jahrelang das Bestreben der
seit 1986 existierenden Arbeitsgruppe Traditionspflege beim Bezirksarzt
Frankfurt (Oder). So wurden Kontakte mit der in Sauen lebenden Schwiegertochter
Professor Biers, Ruth Bier, deren Tochter und Ehemann Dr. Leppin gepflegt und
Veranstaltungen vor Ort durchgeführt. Es war daher kein Problem, eine Exkursion
des Historischen Vereins zu Frankfurt (Oder) an diese Stätte des weltbekannten
Chirurgen vorzubereiten.
Bild
1.2.
Zum Tage des Gesundheitswesens der ehemaligen DDR am 11.12.1988
(Geburtstag von Robert Koch) erhielt das Landambulatorium Storkow
den
Ehrennamen: „Landambulatorium Professor August Bier“.
Von li. nach re.:
Frau Ruth Bier, OA Dr. Mecklenburg, Dr. K. Eichler,
mit dem Rücken zum
Betrachter Frau Leppin.
Die ersten diesbezüglichen Gespräche mit dem
Hausverwalter, Herrn Großmann, fanden im Februar 1992 statt. Frau Ruth Bier – im
ehemaligen Gärtnerhaus wohnend – wurde zu gleicher Zeit informiert. Eine
Teilnehmergruppe von über 20 Personen fand sich am 23.05.1992 ein, und es wurde
auszugsweise nachstehender Bericht verfasst: [1]
„... Auf Exkursion zum Gutshaus in Sauen, Kreis
Beeskow, und zum Grabe Professors August Biers im danebengelegenen, von ihm
selbst bepflanzten Wald waren kürzlich die Mitglieder des Historischen Vereins
zu Frankfurt (Oder).
Träger des Gutshauses, das von 1912 bis 1949 von Professor August Bier und
seiner Familie bewohnt wurde, sind zur Zeit die Kunsthochschule
Berlin-Weißensee, das Haus der Künste der Berliner Hardenbergstraße, die
Deutsche Ballettschule und die Schule des Schauspielhauses.
Bild 2 Zum Tage des Gesundheitswesens der ehemaligen DDR am 11.12.1988
(Geburtstag von Robert Koch) erhielt das Landambulatorium Storkow den
Ehrennamen: „Landambulatorium Professor August Bier“. Von li. nach re.: Frau
Ruth Bier, OA Dr. Mecklenburg, Dr. K. Eichler, mit dem Rücken zum Betrachter
Frau Leppin.
Zunächst wurde August Bier als führender deutscher Chirurg mit internationalen
Ruf im ersten Drittel des XX. Jahrhunderts vorgestellt. Es wurde auf seine
Verdienste und darauf hingewiesen, dass er mit seinen 25 Jahren als Leiter der
Chirurgischen Klinik der Charité zumindest in diesem Jahrhundert der am längsten
amtierende Chef war. Darstellungen zur Person über Tondokumente von Aussagen
seiner Arzt-Kollegen untermauerten die Persönlichkeitsdarstellung aus ärztlicher
Sicht.
Sauen wird als Siedlung erstmalig in einem Dokument aus dem Jahre 1346 erwähnt.
Sauen oder auf wendisch Sawen heißt Eulenort. Im Jahre 1912 kaufte Professor
August Bier Gutshaus und Anwesen von einem Sohn des Freiherrn Hugo Heinreich von
Rheinhaben. Hierhin zog er sich an den Wochenenden und im Urlaub zurück und war
wissenschaftlich sehr kreativ.
Hier lebte er auch nach Ausscheiden aus dem Universitätsleben 1932, verfasste
medizinische Abhandlungen und befasste sich zunehmend mit
forstwissenschaftlichen Untersuchungen und Experimenten. 1945 geriet er mit
seiner Familie in den allgemeinen Evakuierungssog.
Nach einigen Kontakten mit der Roten Armee gelangte er in die Gegend von Zerbst.
Dort erkannte ihn eine in hoher militärärztlicher Funktion der Roten Armee
stehende ehemalige Studentin. Nach Interventionen ihrerseits u. a. auch bei
General Shukow konnte die Familie Bier wieder zurück auf ihr Gut. In Sauen starb
Professor August Bier am 12.03.1949, zwei Jahre nach seiner Ehefrau Anna.
Zu den bedeutendsten Leistungen Professor Biers zählen: die Einführung der
Lumbalanästhesie 1898, die Extremitätenamputation nach der Umklappungsmethode.
Die Chirurgie der Tuberkulose-Behandlung, die Systematisierung der
Bauchchirurgie, die Entwicklung des Stahlhelms, die Mitarbeit an der Gestaltung
der für Jahrzehnte gültigen Operationslehre von Bier, Braun, Kümmel. ...“
Video 1. Das Bier'sche Gutshaus in Sauen mit
Garten und Eiskeller
während der Instandsetzungarbeiten.
Anschließend erfolgte eine Fahrt nach Müllrose und der
Besuch des dortigen Heimat-Museums mit einer speziell für den Verein
vereinbarten Führung.
[1] Eichler, Klaus, Zeitungsbeitrag „Historischer Verein ehrte den Chirurgen
August Bier“, Märkische Oderzeitung, 28/29.05.1992