2. Exkursion 24.06.1995: Möglin bei
Wriezen, Professor Albrecht Daniel Thaer
Bild 2.1.
Professor Albrecht Daniel Thaer.
Professor Albrecht Daniel Thaer war der
Erneuerer des Landbaues in Preußen des XIX Jahrhunderts. Eigentlich war die
Bodenbearbeitung ein Hobby, denn 30 Jahre lang wirkte Dr. Thaer erfolgreich als
Mediziner in Celle, seinem Geburtsort. Die URANIA der ehemaligen DDR fand in der
Publizierung seiner Verdienste einen Schwerpunkt ihrer Arbeit – zumindest im
früheren Bezirk Frankfurt (Oder).
Bild 2.2. Thaers Geburtshaus in Celle.
Zahlreiche Veranstaltungen landwirtschaftlicher
Gesellschaften und Vereine fanden in Möglin statt. Da auch hier über die
Arbeitsmedizin gute Kontakte bestanden, verliefen Vorbereitung und Durchführung
der Exkursion mühelos. Über die am 24. Juni 1995 erfolgte Exkursion des
Historischen Vereins erschien folgender Bericht [1]:
"Am vergangenen Wochenende erfolgte eine
Exkursion des Historischen Vereins zu Frankfurt (Oder) nach Möglin. Ziel war es,
sich mit dem Wirken des Pioniers einer für den Beginn des 19. Jahrhunderts
modernen Landwirtschaft vertraut zu machen. Dazu war die Gedenkstätte Albrecht
Daniel Thaers in Möglin – nicht weit von Wriezen – der richtige Ort. Hier liegt
am Randes des Grundstückes des ehemaligen Gutshauses, dann Akademie für
Landwirtschaft, die letzte Ruhestätte des weit über die Grenzen Preußens und des
Deutschen Reiches hinaus bekannten Mannes. Seine besonderen Verdienste auf dem
Gebiet der Landwirtschaft sind; Entwicklung der Fruchtfolge in der
Pflanzenproduktion, Einführung moderner Technik in die Landwirtschaft (Pflüge),
Fördern der Schafzucht (Merino-Schafe) und Erweiterung des Kartoffelanbaues.
Aber Albrecht Daniel Thaer wirkte nicht nur als Landwirt. 30 Jahre lang war er
als bedeutender Mediziner im Hannoverschen Celle tätig. Im Jahre 1770 hatte der
18-jährige Thaer das Studium der Medizin der Hannoverschen Landesuniversität in
Göttingen aufgenommen. Während des Studiums beschäftigte er sich weit über das
geforderte Maß hinaus mit Anatomie. Auch seiner Neigung, Krankheiten zu
beobachten, ging er in den folgenden Studienjahren sehr intensiv nach – so
beschreibt es der junge Albrecht Daniel Thaer in seinem autobiographischen
Manuskript „Mein Lebenslauf und Bekenntnisse für Philippine“ in seinem 33.
Lebensjahr. Diese von Thaer so verehrte Philippine wurde im April 1787 seine
Ehefrau. Sie war die Tochter des Vizepräsidenten des
königlich-braunschweigisch-lüneburgischen Oberappellationsgerichtes. In dieser
Stellung erarbeitete Thaer eine medizinische Denkschrift mit dem Thema
„Landes-Medizinal-Anstalt für das Fürstentum Lüneburg“, die einer Ausbildungs-,
Berufs- und Arbeitsordnung entsprach. Das Besondere in diesem Entwurf war die
für die damalige Zeit weit voraussehende Zuordnung der Chirurgen zu den
Medizinern. Diese zu Papier gebrachten Vorstellungen gingen in die
Medizingeschichte als sein „Testament“ ein. Die zitierte medizinische
Denkschrift brachte ihm 1796 die Anerkennung des Königs von Großbritannien ein,
er benannte ihn zum Leibarzt.
Im Jahre 1774 schloss Thaer sein Medizinstudium erfolgreich ab und verteidigte
im gleichen Jahr seine Promotionsschrift über ein Problem des Verhaltens des
Nervensystems bei Fieber „De actione systematis nervosi in febribus“. Ebenfalls
im Jahre 1774 ging A. D. Thaer nach Celle zurück, unterstützte seinen Vater, den
Hofmedicus Dr. Johann Friedrich Thaer, übernahm 4 Jahre später das Amt des
Stadtphysicus und Zuchthausarztes. Nach weiteren 2 Jahren wurde er zum
kurfürstlichen Hofmedicus ernannt und leitete damit die Apotheken der Stadt und
die Hebammenschule.
Professor Albrecht Daniel Thaer starb 76-jährig am 26. Oktober 1828 in Möglin.
Als Arzt hatte er in Preußen nach der Übersiedlung im Jahre 1804 nie gearbeitet.
Hier war er lediglich in der Landwirtschaft tätig.“
Bild 2.3. Mögliner Akademie des Landbaues.
Bild 2.4. Titelblatt der Biographie zu
A. D. Thaer von Wilhelm Körte.
1811 übernahm er den ersten Lehrstuhl für Landwirtschaft
der gerade gegründeten Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin.
Video 2.1. Im Thear Museum.
Nach dem Aufenthalt in Möglin wurde das Freiluft- Museum Altranft einschließlich Schloss Altranft besucht, was mit einem Rundgang durch das interessante Museumsgelände mit Besuch der Dorfschule und der Kirche verbunden wurde.
Video 2.2. Museumsdorf Altranft, im Klassenzimmer der Dorfschule.
[1] Eichler, Klaus, Zeitungsbeitrag „Ein Mediziner brachte die moderne
Landwirtschaft“, Märkische Oderzeitung, 28.06.1995