6. Exkursion (27.05.2000): Kunersdorf bei Wriezen, Dr. med. Nobotsugu Koyenuma
Bild 6.1. N. Koyenuma an seinem Arbeitsplatz im Institut für
Strahlenforschung
der damaligen Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität (heute Humboldt-Universität
zu Berlin), etwa 1940.
(Leihgabe von Herrn Dr. Reinhard Schmook,
Wriezen; diesem durch Herrn Eiji Koyenuma, Tokio, überlassen).
Vorbereitende Gespräche und Abstimmungen
fanden Ende des Jahres 1999 mit dem japanischen Künstler Tatsuhiko Yokoo in
seiner Werkstatt in Metzdorf und mit Frau E. Rudolf Anfang des Jahres 2000 im
Pfarrhaus in Kunersdorf statt. Es wurde festgelegt, dass nach der Besichtigung
der Grabkolonnade auf dem Kunersdorfer Friedhof und der Rundkirche ein Meeting
zu Ehren des am 08.03.1946 in Wriezen verstorbenen japanischen Arztes Dr. med.
Nobotsugu Koyenuma im Pfarrhaus erfolgen sollte.
Zur Biographie erschien anlässlich seines 50. Todestages nachfolgender Beitrag
[7] :
„Der japanische Arzt Dr. med. Nobotsugu Koyenuma hatte 36-jährig während der
letzten Kriegstage 1945 seine Wohnung durch angloamerikanische Bomberangriffe in
Berlin verloren. Er wurde nach Eberswalde evakuiert. In Wriezen traf er mit dem
sowjetischen Stadtkommandanten, Hauptmann Schabatin, zusammen und wurde von
diesem als Arzt verpflichtet.
Die Seuchensituation in Wriezen und Umgebung war zu dieser Zeit (Sommer und
Herbst 1945) extrem: Typhus, Flecktyphus, infektiöse Darmerkrankungen, Gelbsucht
und Malaria herrschten in dem durch den Krieg besonders verwüsteten Landstrich.
Dazu kamen die ständig über Küstrin in die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands
einwandernden Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten.
Dr. Koyenuma bemühte sich um elementaren Gesundheitsschutz: in Wriezen wurde
eine Krankenstation im jetzigen Rathaus geschaffen. Ende Februar 1946 infizierte
er sich selbst an Flecktyphus und verstarb am 08.03.1946 in dieser Stadt.
Bild 6.2. Die ehemalige Seuchenstation in Wriezen im jetzigen Rathaus in der Bad- Freienwalder Straße.
Geboren war der Arzt am 09.10.1909 in Tokio. Auch sein Vater war Arzt. Koyenuma
studierte in seiner Geburtsstadt Medizin und arbeitete dann in Tokio am
Strahlenforschungsinstitut. Um seine Studien auf diesem Gebiet fortzusetzen,
ging er im Jahre 1937 nach Berlin. Im Institut für Strahlenforschung der
Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin arbeitete er besonders mit Professor
Schreiber eng zusammen. Neben zahlreichen Veröffentlichungen arbeitete er auch
an einer Habilitationsschrift mit dem Titel: „Über den Wirkungsmechanismus der
Röntgenstrahlen und des Ultraviolettlichtes auf wässrige Eiweiß- und
Thymonukleinsäurelösungen“.
Die Bürger von Wriezen vergaßen seinen selbstlosen Einsatz nicht und ernannten
ihn 1994 posthum zum Ehrenbürger der Stadt. Die Urkunde nahm sein Bruder Eiju
entgegen. Zu gleicher Gelegenheit spendete dieser 100 Kirschbäume.
Bild 6.3. Das Grabmal für Dr. N. Koyenuma wurde von der Bürgerschaft
der Stadt Wriezen gestiftet und befindet sich auf dem Waldfriedhof von
Wriezen.
Der japanische Journalist Koju Tatesawa verfasste über das
Wirken von Dr. Nobotsugu Koyenuma in Wriezen das Buch „Die Kirschbäume von
Wriezen“ und setzte ihm so ein literarisches Denkmal.“
Bild 6.4. Ausriss aus der als Habilitationsarbeit vorgesehenen Schrift.
Zu einer Verteidigung kam es wegen der Kriegsereignisse nicht mehr.
Veröffentlichung in "Strahlentherapie" Jahrgang 1955.
Video 6.1. Besichtigung der Grabkolonnade auf dem
Kunersdorfer Friedhof mit Erläuterungen von Frau Rudolf
Der japanische Künstler Tatsuhiko Yokoo machte es sich zur Aufgabe, ein Denkmal
für Dr. Nobotsugo Koyenuma zu schaffen. Es wurde nach Propagierung des Vorhabens
in Japan und einer Sammlung, die 60.000 DM erbrachte, in Thailand hergestellt.
Der Künstler verzichtete auf ein Honorar für diese Arbeit.
und des Grabmahls für N. Koyenuma auf dem Wriezener Waldfriedhof.
Der 15-Tonnen-Stein gelangte per Schiff in
die Bundesrepublik Deutschland und das Denkmal wurde am 01.07.2000 auf dem
Wriezener Schützenplatz eingeweiht. Gleichzeitig wurde eine ständige
Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet. Schirmherren dieser Ehrungen waren der
Brandenburgische Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe und die Botschaft Japans in der Bundesrepublik Deutschland.
[7] Eichler, Klaus, Zeitungsbeitrag „Ein japanischer Kollege“,
MOZ-Beilage, „Brandenburgische Blätter“, vom 13.07.1996