7. Exkursion (19.05.2001): Eberswalde, Professor Werner Forßmann
Bild 7.1. Professor Dr. Werner Forßmann,
Nobelpreisträger für
Medizin 1956.
Erste Versuche, etwas über das Arbeitsleben von Professor Werner
Forßmann in Erfahrung zu bringen, begannen im Jahre 1999 an seinem letzten
Arbeitsort, dem Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf. Die Ausbeute war mager.
Erst nach Gesprächen mit seiner langjährigen
Operationsschwester Frau Inge Ströver, ebenfalls in Düsseldorf, und der Lektüre
seiner Autobiographie „Selbstversuch“ profilierte sich der persönliche
Hintergrund.
Nach etwa einjähriger Vorbereitung der Exkursion mit dem Chefarzt der
Medizinischen Klinik III, Cardiologie, des Werner- Forßmann- Krankenhauses in
Eberswalde, Chefarzt Dr. med. Carl-Arthur Hartwig, konnte im Mai 2001 das
Meeting im Eberswalder Krankenhaus erfolgen.
Schon 7 Jahre vorher wurde des Pioniers auf dem Gebiet der Herzdiagnostik in der
Regionalpresse gedacht [8]:
„Werner Forßmann wurde am 29.08.1904 in
Berlin geboren und besuchte dort das angesehene Askanische Gymnasium bis zum
erfolgreichen Abschluß. Bereits ein Jahr nach Beendigung seines Studiums der
Humanmedizin mit dem Staatsexamen unternahm der 1929 als Assistenzarzt am
Auguste-Viktoria-Krankenhaus zu Eberswalde bei dem Chirurgen Dr. Schneider seine
bekannten Selbstversuche mit dem Einführen eines Katheters in die linke Armvene
und dem Vorschieben desselben bis in die rechte Herzkammer – das Instillieren
eines Kontrastmittels lieferte den angestrebten Beweis dieses ungefährlichen
diagnostischen Verfahrens.
Stationen der weiteren Wirksamkeit Werner Forßmanns als Urologe waren:
1931 Mainz, 1935 Dresden- Friedrichstadt und 1938 Berlin. Gleich zu Beginn des
zweiten Weltkrieges wurde er als Sanitätsoffizier eingezogen, das Kriegsende
erlebte er als Stabsarzt.
Ab 1950 arbeitete der Mediziner als Chef der Urologischen Abteilung der
Diakonieanstalt in Bad Kreuznach. In den Jahren 1958 bis 1970 war er der
Chefarzt der Chirurgischen Abteilung des Evangelischen Krankenhauses in
Düsseldorf. ...
... Mitten im zweiten Weltkrieg bezogen sich Gournand und Ranges in den USA auf
das Forßmann´sche Verfahren für eigene Versuche und Untersuchungen am Herzen. Im
Jahre 1949 wurde in der englischen Zeitschrift „Lancet“ auf das Verfahren von
Forßmann verwiesen, mit dem Hinweis, wie unbekannt der Arzt in Deutschland sei.
Förmlich gesucht wurde Forßmann im Nachkriegsdeutschland als Pionier der
modernen Herzdiagnostik. Deutsche Ministerien beider Prägung waren zunächst zu
keiner Auskunft fähig.
Bild 7.2. Einband der Autobiographie, herausgegeben Droste Verlag 1972.
Im Jahre 1956 wurde ihm für seine Leistungen auf dem Gebiete
der Medizin mit der Einführung des Herzkatheters in die Diagnostik der
Nobelpreis zusammen mit den US- amerikanischen Cardiologen (die aktiv an der dann
erfolgreichen Suche nach Forßmann in Deutschland beteiligt waren), André
Gourmand und Dickinson W. Richards verliehen.
Professor Werner Forßmann verstarb am 01.06.1979 nach 2 Herzinfarkten an seinem
Alterswohnsitz in Wambach bei Schopfheim im Alter von fast 75 Jahren – nach der
Nobelpreisverleihung in beiden deutschen Staaten hochgeehrt.“
Das Krankenhaus in Eberswalde trägt seit der Zeit kurz nach der Wende 1989 den
ehrenden Namen „Werner Forßmann.
Über die Exkursion wurde in den Mitteilungen des Historischen Vereins zu
Frankfurt (Oder) auszugsweise berichtet [9] :
„... Chefarzt Dr. med. Carl-Arthur Hartwig, Cardiologe, verstand es
ausgezeichnet, auch Nichtmedizinern die Schwierigkeiten des Herzkatheterismus
für die Ellenbeugenvene in Selbstversuchen nahezubringen. Die später erfolgten
Kontrastmitteldarstellungen als Beweis der Katheterlage und die Beschreibung in
der einschlägigen Fachliteratur rundeten die Idee, Durchführung und den Erfolg
dieser Methode ab.
Für diese Leistung erhielt Dr. Werner Forßmann 27 Jahre nach seinem ersten
Selbstversuch gemeinsam mit den US-Amerikanern André Gourmand und D. W. Richards
im Jahre 1956 den Nobelpreis für Medizin.
Die niederschmetternde Wirkung der Einschätzung durch den deutschen
Chirurgiepapst der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts Professor Ferdinand
Sauerbruch und die Reaktionen Forßmanns konnte Chefarzt Dr. Hartwig
eindrucksvoll schildern.
Dann ging es „vor Ort“. Der Operationsraum, in dem der Selbstversuch erfolgte,
wurde von Dr. Hartwig demonstriert. Vom Vorsitzenden des Betriebsrates, Herrn
Beierle, wurde anschließend der eine Treppe tiefer gelegene Röntgenraum gezeigt,
in dem die Katheterlage durch das eingeführte Kontrastmittel 1929 dargestellt
wurde. ...“
Video 7.1. Exkursionsteilnehmer des Historischen Vereins zu
Frankfurt (Oder)
vor dem Eberswalder Forßmann- Krankenhaus und mit Chefarzt Dr. med. Carl-Arthur
Hartwig
im Forßmann- Gedenkbereich des Foyers der Klinik.
Nach dem Besuch des Werner- Forßmann- Krankenhauses erfolgte eine durch Herrn
Dr. rer. nat. Michael Eichler vorbereitete Visite des Luftfahrtmuseums in
Finowfurt.
[8] Eichler, Klaus, Zeitungsbeitrag „Ein verkannter Pionier“, MOZ-Beilage „Brandenburgische Blätter“, S. 8, 18.11.1994
[9] Eichler, Klaus, Mitteilungen des Historischen Vereins zu Frankfurt (Oder), Heft 2/2001, S. 27